B A U G
E S C H I C H T E
Die Errichtung der, Veste Lauterbach fällt wohl in die erste Hälfte
des 13. Jahrhunderts. In dieser Zeit tritt das Geschlecht der Dachauer
auf, die von etwa 1250 bis 1437 auf Lauterbach saßen. Durch die
Vermählung Veit von Eglofsteins zu Penvels mit Margret Dachauerin
gelangte das Schloß in deren Familie. Die erste Urkunde Lauterbach
betreffend stammt aus dem Jahre 1449. Veit von Eglofstein und seine
Frau verkauften auf den Rat ihres Vaters Konrad von Eglofstein zu
Pernvels an Hannsen den Hunt zu Dorf, ihren Schwager, und an seine
Erben das Schloß und den halben Teil der Hofmark Lauterbach. Für die
nächsten einhundert Jahre gibt es, außer den verschiedenen Besitzern,
keine Nachrichten über Veränderungen oder Bauten am Schloß. Die von
den Dachauern errichtete Veste verfiel allmählich. Jörg oder Georg
Hundt zu Lauterbach und Valkenstein ließ schließlich um 1550 fast die
ganze Burg neu aufführen. Diesen Zustand stellt Apian auf seiner Karte
von 1568 summarisch dar. Ein rechteckiges hohes Gebäude ist
darauf von einer dicken Ringmauer umschlossen, deren vier Ecken mit
Wehrtürmen verstärkt sind.
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Durch die Wirren des dreißigjährigen Krieges wurde das Schloß stark
in Mitleidenschaft gezogen. Ob die Kapelle bereits vor dem Krieg
bestanden hatte, ist nicht sicher. Im Jahre 1626 muß jedoch eine
Schloßkapelle vorhanden gewesen sein, da aus diesem Jahr mehrere
Stiftungsbriefe existieren. Am 29.6.1626 zeigt Georg Hund zu
Lauterbach an, "er habe einen Caplan aufgenommen, und bittet den
Bischof von Freising zu gestatten, daß er in der Schloßkapelle Messen
lesen ... dürfe." Ob dieser Kapellenbau ein Vorgänger der heutigen war
und an welchem Ort diese Kapelle stand, ist nicht dokumentiert. Aus
dem Jahr 1635 existiert ein Verkaufsbrief. Hanns Georg Hundt von
Lauterbach zu Sulzemoos, kurfürstlicher Truchsess, verkauft an seinen
Vetter, Johann Philipp Hundt von und zu Lautterbach auf Eisolzried,
kurfürstlicher Rat und Rittmeister, und an dessen Erben gegen eine
ungenannte Summe 10 Joch Holz, das in den Urkunden als "Stuellholz"
bezeichnet wird. Dies kann ein Hinweis auf den Bau eines neuen
Dachstuhls sein, vielleicht sogar auf den einer durch den Krieg
zerstörten und jetzt wieder neu aufgebauten Kapelle. Am 26. August
1666 bestätigt Herzog Albrecht Sigmundt, Bischof zu Freising, die von
Johann Christoff Hundt von und zu Lauterbach für seine dort erbaute
Schlosskapelle gemachten Stiftungen. Der Pfarrer von Einsbach wurde
als Schloßpfarrer von Lauterbach bestellt, der die kirchlichen Feiern
gegen gewisse jährliche Einkünfte besorgte.Die Kapelle war zu Ehren
der Himmelskönigin Maria und des hl. Josef geweiht worden.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat Johann Franz
Maximilian Servatius von Hundt eine Restaurierung des Schlosses
vornehmen lassen, die faßt einem Neubau gleichkam. Diesen Zustand gibt
Wening auf seinem Stich von ca 1700 wieder.

Das Schloß besteht aus zwei Flügeln, von denen südliche und der
nördliche Flügel im rechten Winkel Aneinanderstoßen. Ir der Innenecke
ist ein Treppenturm mit quadratischem Grundriß über alle drei
Geschosse hochgeführt. Über dem dritten Stockwerk wird der Turm als
achteckiges Tambour weitergeführt, das von einer Zwiebel gedeckt ist.
An den Turm schließt sich nach Süden ein der Fassade vorgesetzter
Laubengang über alle drei Geschosse an, der über eine Breite von zwei
Arkaden, bzw. zwei Fensterachsen, reicht. Das Satteldach wird über
diesen Vorbau abgeschleppt. Der Süd- und Ostgiebel wird von je fünf
geschweiften Zinnen bekrönt. Der mit reicher architektonischer
Gliederung verzierte Nordflügel erfährt eine weitere Betonung durch
zwei Ecktürmchen. Das südliche ruht auf Konsolen und setzt mit dem
ersten Obergeschoß an. Sein Grundriß kann zu einem Achteck ergänzt
werden. Die zwiebelförmige Turmabdeckung korrespondiert mit dem
Treppenturm. Der nördliche Erker über ebenfalls poligonalem Grundriß
ist schlanker, er beginnt mit dem zweiten Obergeschoß und wird mit
einem hohen Zeltdach geschlossen. Ein den Hof abschließender
nördlicher Anbau ist durch Arkadengänge an seiner Südfassade
ausgezeichnet. Fünf breite Bögen im Erdgeschoß entsprechen zehn
schmalen im ersten Obergeschoß. Über dem dritten Stockwerk schließt
ein Satteldach den Bau. Ein sechseckiger Brunnen im Schloßhof trägt
auf einer Balustersäule die Figur eines Neptun mit Dreizack. In seiner
Beschreibung zu dem Schloß schreibt Wening: "Dieses Schloß ... von
jetzigem Herr Innhaber wiederum sein erbauet/und der Situation gemäß
mit sauberen Bluem= Kuchel= und Baumgarten/ kostbaren Wasserwerck/und
anderen zu einer nothwendigen Wuerthschafft vorhandenen Gebaeuen
zimblich verbessert worden." Wening stellt auf seinem Stich ein
großangelegtes französisches Parterre dar, das im Westen und Norden
von einem ebenerdigen Arkadenbau umfangen wird. Dieser zeigt ein als
Terrasse ausgebautes Flachdach. In der Mittelachse der Nordarkade
führt eine aufwendige Treppenanlage zu der Terrasse. Dieser Bau kann
nicht nachgewiesen werden, vielleicht befand er sich in Planung und
Wening hat ihn mit aufgenommen. Unklar bleibt auf dem Stich die
Verbindung zwischen der dem Nordflügel angegliederten Kapelle und dem
nördlichen Anbau. Wening stellt die Kapelle als zweigeschossigen Bau
mit breitem Durchfahrtstor im Erdgeschoß dar, Über ihren Nordflügel
ragt ein Dachreiter empor.
Ein zweiter Wening-Stich zeigt Schloß Lauterbach von Nordwesten
(siehe oben). Im wesentlichen sind die drei erwähnten Baukörper und
der Kapellenanbau zu erkennen. Der Treppenturm fehlt offenbar. Die
Nordfassade der auch hier mindestens Zweigeschossigen Kapelle ist
abgerundet. Im Hintergrund ragt ein Turm empor, den Wening auf seinem
anderen Stich als Dachreiter zu der Kapelle gezeichnet hat, jetzt
weist er keine Verbindung mehr zu ihr auf. Auch ist von dem nach
Norden anschließenden Arkadenbau hier nichts zu erkennen.
Die Vermutung drängt sich auf, daß Wening zwei verschiedene
bauliche Zustände von Schloß Lauterbach wiedergegeben hat. Falls dies
zutrifft, ist der Stich mit der Nordwestansicht älter (M 8111). Das
würde also bedeuten, daß der Süd- und Nordflügel tatsächlich zwei
voneinander unabhängige Bauten waren, wobei dem Nordflügel die
Funktion des Herrenhauses zukam. An diesen angebaut ist die Kapelle,
deren Chor sich in seiner Funktion auch nach außen zeigt. Mit dem Ende
des 17. Jahrhunderts erfolgtem Umbau hat das Schloß eine etwas andere
Baugestalt erhalten. Der Nordflügel wurde nach Westen verlängert, die
beiden Bauten mit einem Treppenturm verbunden, der auch die
unterschiedlichen Höhenentwicklungen der beiden Baukörper auffangen
mußte. Im Zuge dieses groß angelegten Umbaues hat wahrscheinlich auch
die Kapelle ihre äußere Gestalt verändert. Die Rundung der Apsis war
durch eine gerade abschließende Wand nach Norden kaschiert worden.
Vermutlich entstammen auch die Erker am Mittelflügel dieser Zeit.
Offensichtlich sind um 1800 größere Veränderungen am Schloß
vorgenommen worden. Nach einer nicht datierten Zeichnung, vielleicht
um 1800, auf alle Fälle aber vor 1850 ist besonders auffällig, daß der
nördliche Anbau nicht mehr existiert. Ebenso ist der bei Wening
aufgezeigte Arkadenbau am Südflügel nicht dargestellt. Ob er jemals
existiert hat und wenn ja, in welcher Form, muß vorläufig offen
bleiben. Der Treppenturm hat eine neue, glockenförmige Abdeckung
bekommen. Der eingeschossige Kapellenbau ist nach Norden zu mit einem
Glockengiebel geschmückt. Der Giebelzierat am Nordflügel ist bis auf
die Firstzinne verschwunden, auch der Brunnen im Schloßhof existiert
nicht mehr.

Vermutlich aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stammt die
neue Deckung des Treppenturms, die anhand eines Voranschlages und
einer Rechnung, beides allerdings ohne Jahr, dokumentiert ist. Die
"Vorausmaße u. Kostenberechnung zur Herstellung eines neuen
Thurmdaches für Hochgeboren Herrn Graf Hundt auf Schloß Lauterbach"
enthält die genauen Material- und Mengenangaben für das heute nach
bestehende Zeltdach.
Pläne des Baumeisters Wolf aus Bruck vor 1834 und 1839 über
"Neuzubauende Wagenremise" und "Anbau an den Neubau der Lauterbacher
SchloßOekonomie" zeigen, an Situationsplan, daß an Stelle des bei
Wening dargestellten nördlichen wieder ein Bau steht. Auf dem Plan
von1834 ist dieser als "Holz Remiße“ ausgewiesen. Der massive
Terrassenanbau an den Südflügel des Schlosses ist jüngeren Datums.
Seit etwa 1850 sind am Schloß Lauterbach keine einschneidenden
Umbauten mehr vorgenommen worden außer verschiedenen Veränderungen im
Inneren des Schlosses. Allein die Erkertürmchen haben ihre Bedachungen
gegen einfach Pultdächer eingetauscht.
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